# George Clive (1720-1779) und seine Familie mit einer indischen Dienerin.
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Inventarnummer: 78.1
Beschreibung
George Clive (1720-1779) war ein Vetter des berühmten Eroberers von Indien, Lord Clive of Plassey, und hatte sich den englischen Truppen bei ihren Feldzügen angeschlossen. Als wohlhabender Mann kehrte er nach England zurück und wurde 1763 für den Wahlkreis Bishop Castle in das Parlament gewählt. Im selben Jahr heiratete er Miss Sidney Bolton (1740-1814). Die älteste Tochter wurde 1764 geboren, starb aber schon als Kind. Das große Bildnis der Clive-Familie muß daher um 1765/66 entstanden sein. Wie bei so vielen seiner großen Porträts hat Reynolds auch bei diesem Bild auf die klassische Bildtradition der italienischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts zurückgegriffen, sie aber mit der neuen »indischen« Mode verbunden. Die Gesamtkomposition ist sorgfältig ausgewogen. Die Familie steht im Vordergrund wie auf einer offenen Veranda. Links hinter George Clive öffnet sich die weite hügelige Landschaft, die noch den goldenen Schimmer des Abendlichtes widerspiegelt. Rechts hinter der Mutter-Kind-Gruppe schließt dagegen ein purpurfarbener Vorhang die Außenwelt ab, ein Hinweis auf die häusliche Sphäre der Familie. Reynolds konnte damit auch das traditionelle Würdesymbol aller repräsentativen Porträts, den königlichen Purpurvorhang, anbringen und durch ihn den gesellschaftlichen Rang und den Stand der Familie dokumentieren. Da das Gemälde trotz aller offenen und versteckten Anspielungen doch kein eigentliches Repräsentationsporträt ist, trägt George Clive nur die zwar aufwendige, aber doch alltägliche Kleidung des »country gentleman«. Das kleine Mädchen ist Mittelpunkt der fürsorglichen Gesten von Mutter und Dienerin. Von besonderem Reiz sind die Details, die mit großer Genauigkeit angegeben sind. Der kostbare exotische Schmuck der Tochter und der indischen Dienerin soll auffallen und auf die engen Beziehungen der Familie zu dem eben eroberten Indien hinweisen. Die Tochter trägt ein helles indisches Kleid aus Baumwolle (»anjarika« oder »jama«) mit zartblauen Silberborten, wie es bei Kindern aus reichen Familien an indischen Fürstenhöfen üblich war. Das Kopftuch aus zarter Seide mit golddurchwirkter Borte (»chaddar«) ist mit einer Edelsteinbrosche im Haar festgesteckt, etwa in der Art, wie heute ein indisches Mädchen eine Blume tragen würde. Das Armband mit einem Anhänger (»bazuband«) wird nach indischer Sitte getragen und zeigt in der Mitte ein Arrangement von neun Steinen (»nauratna«). Sie sollen die neun Planeten darstellen, die in der indischen Astrologie eine große Bedeutung haben. Die Dienerin scheint ihrem ethnischen Typus und dem Schmuck nach aus Südindien zu kommen. Ihre hochgesteckte Frisur und ihr Halsband mit den drei Anhängern (»tali«) weisen darauf hin, daß sie verheiratet ist. Das Medaillon an der Haarnadel zeigt sicherlich ein Ornament von magischer Bedeutung. Der mehrteilige Armreif schließlich besteht aus krappgefärbtem Elfenbein (»manjistha«) mit Goldornamenten und mehreren schwarzen Reifen, wie man sie heute noch finden kann. Der dominierende warme Farbklang von Braun (links), Rot und Weiß (Mitte) und zartem Grau (rechts) verleiht dem Bild jene eindrucksvolle Farbigkeit, die Reynolds Schulung an der flämischen Malerei verrät. Dieses Traditionsbewußtsein, verbunden mit scheinbar zwangloser Natürlichkeit und dennoch selbstsicherer Repräsentation, gibt genau den gesellschaftlichen Anspruch und das Selbstbewußtsein wieder, das die Auftraggeber von seinen Bildern erwarteten. Röntgenaufnahmen des Bildes zeigen, daß die Werkstatt einen erheblichen Anteil an der Ausführung gehabt hat, wie es bei Reynolds üblich war. Offenbar war zunächst nur die rechte Dreiergruppe auf einer kleinen Leinwand skizziert. Links von der Dienerin wurde dann eine gröbere Leinwand angesetzt, um die Komposition zu erweitern. Dabei wurden gewisse Teile übermalt, so war etwa die Landschaft hinter dem Kopf der Dienerin noch weitergeführt. Fest steht, daß Reynolds von de
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 140,8 x 173,7 cm; Rahmenaußenmaß: 167 x 200,8 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Joshua Reynolds (1723-1792)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=3929)
+ wann: 1765-1766 [circa]
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869667)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869667&resolution=superImageResolution#1045963